Was sind Faszien und wie trainiert man sie?

Was Faszien sind, welche Probleme sie bereiten können, und wie man durch Training Abhilfe schaffen kann

Faszien Training liegt bereits seit geraumer Zeit im Trend. Inzwischen hat nahezu jeder einmal davon gehört. Doch was genau sind Faszien eigentlich? Welche Funktion übernehmen sie im menschlichen Körper? Müssen sie tatsächlich trainiert werden? Und wenn man Faszien Training durchführen möchte, wie macht man das eigentlich? Antworten auf all diese, und noch mehr Fragen, sind hier nachzulesen.

Was sind Faszien und welche Grundfunktion haben sie?

Wenn über Faszien gesprochen wird, dann geht es ganz pauschal gesagt um Bindegewebe. Ein wenig detaillierter beschrieben sind Faszien Bindegewebshüllen, die das Musekelgewebe, Organe, Nerven, Gelenke und die Knochen stabilisieren. Man kann sich das so vorstellen, dass der Mensch nicht dazu in der Lage wäre ohne Faszien überhaupt aufrecht zu existieren. Denn ohne deren stützende Wirkung würde der Körper einfach zusammenfallen. Dabei sind die Faszien wie eine Art sehr feine Haut strukturiert, die straff, aber auch locker sitzen kann. In jedem Fall ist die feine Hautschicht immer elastisch und bewegt sich mit dem Körper mit.

Man unterscheidet weiterhin zwischen oberflächlichen und tief liegenden Faszien. Beide weisen die gleiche Struktur auf, nur ihre Position im Körper ist jeweils unterschiedlich. Die Farbe dieser Gewebeart ist weiß bis milchig. Möchte man wissen, wie es im Inneren des Körpers aussieht, wenn man sich das Fasziengewebe vorstellt, ruft man sich am besten das Bild einer Mandarine vor das innere Auge. Das Fruchtfleisch der Mandarine ist etwa mit einem menschlichen Organ vergleichbar, wobei die netzartigen weißen Hautfäden, die die Frucht von der Schale abtrennen, optisch mit den Faszienfäden vergleichbar sind. Neben ihrer Haltefunktion sind die Gewebestränge auch mit einer Mittlerfunktion belegt. Sie transportieren Schmerzempfindungen und entsorgen Abfallprodukte des Körpers.

Faszien Training mit Anja Schütte

Faszientraining mit Faszientools Foto: Paul Schütte

Weitere Funktionen im Detail

Betrachtet man sich die Funktion der Gewebestränge noch ein wenig detaillierter erkennt man leicht, dass ohne Faszien im menschlichen Körper ein ziemliches Chaos herrschen würde. Denn sie sorgen unter anderem dafür, dass der Bereich der inneren Organe aufgeräumt ist. Durch ihre Haltefunktion gewährleisten sie neben der richtiger Positionierung auch einen festen Sitz der Organe, und verhindern, dass die Organe frei durch den Bauchraum wandern. Außerdem schützen sie durch ihre Ummantelungsleistung die Muskeln vor Verletzungen. Denn wann immer der Mensch sich bewegt, werden die Muskeln beansprucht und korrespondieren zum Beispiel mit Knochen und Gelenken. Wäre keine Ummantelung all dieser Körperelemente vorhanden, würden sie also schutzlos aufeinandertreffen, wären Riss- und Stoßverletzungen an der Tagesordnung.

Wenn die Faszien Probleme machen

Verspürt man Nackenschmerzen, Schmerzen in den Gelenken oder auch Muskelschmerzen, dann können neben Verspannungen die Faszien Schuld daran sein. Schmerzen strahlen sie immer dann aus, wenn das Fasziengewebe verklebt ist oder sich verhärtet hat. Derartige Probleme können zum Beispiel dann auftreten, wenn Menschen sich zu wenig bewegen. Anfällig für derartige Verklebungen und Verhärtung sind außerdem Menschen, die dauerhaftem Stress ausgesetzt sind. Auch eine Überlastung, zum Beispiel durch Sport oder einseitige Bewegungsabläufe etwa während der Berufsausübung, und Verletzungen können Ursachen für Schmerzen sein. Unterstützt wird die Problematik durch mangelnde Flüssigkeitsaufnahme. Insgesamt ist häufig eine erhöhte Körperspannung bei Menschen, die unter Faszienproblemen leiden, festzustellen. Diese unnatürlich hohe Körperspannung führt dann zu einer immer fester werdenden Faszienstruktur. Und selbst, wenn die Verklebung beispielsweise lediglich im Bereich des Nackens auftritt, können die Schmerzen über den gesamten Körper ausstrahlen. Der Grund dafür ist, dass das Fasziengewebe als ein Gesamtgeflecht gesehen werden muss, das engmaschig miteinander verknüpft den gesamten Körper durchzieht. Dadurch entstehen gegebenenfalls Schmerzketten, und ein Problem im Nacken kann sich auch durch Rückenschmerzen äußern, oder beispielsweise ein Problem an der Hüfte durch Nackenschmerzen.

Können, und müssen, Faszien in jedem Fall trainiert werden?

Immer dann, wenn die beschriebenen Problematiken auftreten, lohnt es sich die Möglichkeit einer Faszientherapie zu prüfen. Denn mit gezieltem Training können die beschriebenen Schmerzen abgemildert oder komplett überwunden werden. Aber Vorsicht, eine solche Therapie ist zunächst für gesunde Menschen sinnvoll. Gibt es jedoch Vorerkrankungen, ist sie nicht uneingeschränkt zu empfehlen. Wer an Tumoren oder Osteoporose leidet, oder aber einen Bandscheibenschaden hat, sollte immer zunächst Rücksprache mit seinem behandelnden Arzt halten und auf die Faszientherapie verzichten, sofern der Arzt dies empfiehlt.

Wer akut unter starken Schmerzen leidet, oder am Körper starke Schwellungen oder Rötungen feststellt, sollte besser zunächst einen Facharzt aufsuchen. Ebenso sollten Personen, die blutverdünnende Medikamente einnehmen nie ohne ärztliche Rücksprache mit einer Faszientherapie beginnen. Schwangere und Personen, die einen Gelenkersatz, wie beispielweise ein künstliches Hüftgelenk haben, sollten vor Beginn der Therapie Rücksprache mit ihrem Arzt oder Physiotherapeuten halten. Dabei ist es nicht so, dass es jeweils nur die Möglichkeiten Faszientherapie oder keine Faszientherapie gäbe. Oftmals ist es möglich sich hinsichtlich der beim Patienten bestehenden Vorerkrankung, Problematik oder bestehenden Schwangerschaft, mit der richtigen Auswahl an Trainingsgeräten und Übungen anzupassen. Was den Patienten mehr schädigen als therapieren würde wird einfach weggelassen.

Wie man bei Faszienproblemen Abhilfe schaffen kann

Durch eine gezielte Faszientherapie können Verhärtungen und Verklebungen an den Faszien wieder gelöst werden. Dabei kann das Fasziengewebe wieder dehnbarer und geschmeidiger gemacht werden. Dabei empfiehlt es sich nicht auf eigene Faust eine Therapie im Wohnzimmer zu starten, sondern diese zum Beispiel in einer Praxis für Physiotherapie erstmalig anzugehen. Dort trifft man auf Fachleute, die mit dem menschlichen Bewegungsapparat bestens vertraut sind und alle Zusammenhänge kennen. Ganz besonders, wenn die inneren Organe die entsprechenden Schmerzquellen bilden, braucht es einen vorsichtigen und fachgerechten Einstieg in die Faszientherapie. Während der Physiotherapie eignet man sich unter geschulter Anleitung hilfreiche und schmerzlindernde Bewegungsmuster an, die nach einer gewissen Übungs- und Aufsichtsphase auch selbständig zu Hause weiter durchgeführt werden können. Eine Therapie richtet sich an Patienten mit bestehenden Problemen hinsichtlich ihres Fasziengewebes.

Die Vorteile des Faszien Trainings

Natürlich können auch Personen, die keine akuten Schmerzen haben, ihre Faszien trainieren. Regelmäßiges Training fördert unter anderem den Muskelaufbau und erhöht die allgemeine Beweglichkeit. Dies ist sowohl im Alltag als auch im Bezug auf sportliche Aktivitäten bald spürbar. Weiterhin sinkt das Verletzungsrisiko durch eine, während des Faszien Trainings, gleichmäßige Beanspruchung des Bewegungsapparates. Spürbar für den Patienten ist überdies eine Verbesserung der Koordinationsfähigkeit und insgesamt steigert sich das positive Körpergefühl. Und auch das Lymphsystem wird durch entsprechendes Training angeregt.

Faszien behandeln mit der Medi-Gun mit Anja Schütte

Faszien, Massage – Behandlung mit der MediGun © Anja Schütte

Das Faszien Training im Detail

Faszien Training kann in drei unterschiedliche Bereiche gegliedert werden. Welche im Einzelfall für den Patienten relevant sind, und tatsächlich Inhalt des individuellen Trainingsplans werden, sollte mit dem Physiotherapeuten besprochen werden. Das Training kann demnach Dehnungsübungen beinhalten, die den ganzen Körper betreffen. Weiterhin können Fitnessübungen ausgeführt werden, die ebenfalls den kompletten Bewegungsapparat ansprechen können. Die Arbeit mit einer Faszienrolle, oder einem Faszienball, dient der Muskelentspannung. Wichtig ist es zu wissen, dass Fazien ganz ähnlich wie Muskeln trainierbar sind. Allerdings ist, im Gegensatz zum Muskeltraining, nicht die Zunahme an Volumen Ziel des Trainings, sondern die Steigerung der Funktionalität. Dabei können Übungen mit einer Faszienrolle einen großen Raum einnehmen.

Zum Beispiel Rückenübungen, die mit Hilfe einer Faszienrolle ausgeführt werden, haben ein konkretes Ziel. Nämlich das Gewebe der Faszien, durch den mit der Rolle ausgeübten Druck, von Lymphflüssigkeit zu befreien. Sind die Faszien entleert, können sie sich anschließend wieder mit Flüssigkeit füllen. Dies unterstützt den natürlichen Stoffwechselprozess, löst Verklebungen und entspannt die Patienten. Die Faszienrolle kann auch bei Beinübungen zum Einsatz kommen. Das Trainingsgerät Faszienrolle ist aus Hartschaum gefertigt. Positive Effekte erzielt die Rolle durch ihre Massagewirkung. Ebenfalls zum Einsatz kommen kann eine Medigun. Dabei handelt es sich um ein Massagegerät, das die Muskulatur durch hochfrequente Druckimpulse lockert und entspannt. Eine Medigun kann ganz gezielt für einzelne Körperregionen eingesetzt werden und wirkt so genau da, wo der Patient Handlungsbedarf hat.

Die Füße im Mittelpunkt: die Plantarfasziitis

Eine spezielle Faszienbeeinträchtigung, die Betroffene massiv belastet, ist die Plantarfasziitis. Die Plantarfaszie ist die Sehnenplatte, die sich unter dem Fuß befindet. Leidet man an einer Plantarfasziitis ist die Plantarfaszie entzündet und verursacht mitunter starke Schmerzen an der Ferse. In der Regel setzen sich die Schmerzen schleichend fest, und werden zu Beginn oftmals ignoriert. Sie halten jedoch über Wochen und Monate hinweg an. Zunächst tauchen sie nur bei Belastungen des Fußes auf. Später kann der Fersenbereich auch im Ruhezustand stark schmerzen. Im schlimmsten Fall wird eine Plantarfasziitis chronisch. Doch auch hier kann eine gezielte Faszientherapie Abhilfe schaffen.

Ein Fazit

Faszien sind ein Teil des menschlichen Bindegewebes, dem hohe Aufmerksamkeit gewidmet werden sollte. Denn sind die Faszien beeinträchtigt, etwa dadurch, dass sie verklebt sind, können sie Verspannungen und Schmerzen, wie zum Beispiel Nackenschmerzen verursachen. Dass man Faszien hat bemerkt man erst dann, wenn sie nicht richtig funktionieren. Deshalb ist neben der Therapie akuter Faszienprobleme auch ein vorbeugendes Faszien Training ratsam, um den Körper dauerhaft gesund und funktionstüchtig zu erhalten. Allerdings sind die Faszien so sensibel, dass man dabei immer vorsichtig vorgehen sollte. Denn werden Faszienübungen falsch, oder in einem übertriebenen Maße ausgeführt, kann man die Faszienstränge leicht schädigen. Deshalb ist es angeraten die richtigen Übungen im Rahmen einer Physiotherapie unter fachkundiger Anleitung eines Physiotherapeuten zu erlernen. Da menschliche Körper, sowie die Belastungen die auf Menschen einwirken, höchst unterschiedlich sind, ist es außerdem klug ganz individuell zugeschnittene Übungen auszuführen. Auch hier berät der Physiotherapeut gezielt. Hat man die richtigen Übungsabläufe erlernt, kann auch zu Hause mit Hilfsmitteln wie einer Faszienrolle oder einer Medigum gearbeitet werden.

Eure Anja Schütte 

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