Kiefergelenkstherapie bei CMD (Craniomandibuläre Dysfunktion)

Die häufig vorkommende Störung des Kauapparates Craniomandibuläre Dysfunktion (kurz: CMD) umfasst verschiedene Ursachen. Es können Probleme mit den Zähnen, mit den Kaumuskeln oder mit den Kiefergelenken vorliegen, die im Lauf der Zeit weitere gesundheitliche Probleme hervorrufen. Nachstehend erfahren Sie, was zu CMD führt, wie sich die Beschwerde auswirkt und welche gesundheitsfördernden Behandlungsmethoden die Physiotherapie zu bieten hat.

Was ist CMD? Ursachen & Symptome

Die Bezeichnung Craniomandibuläre Dysfunktion besteht aus drei lateinischen Wörtern: cranium (Schädel), mandibula (Unterkiefer) und dysfunctio (Fehlfunktion). Der medizinische Begriff meint Funktionsstörungen im Bereich des Kiefers, die zu schmerzenden und nicht-schmerzenden Beschwerden führen.

Die in Zusammenhang mit CMD auftretenden möglichen Symptome beziehen sich nicht nur auf den Kiefer, sondern auch auf andere Körperregionen. Typische Beschwerden sind ein schmerzender Kiefer, Berührungsempfindlichkeit im Bereich der Kaumuskulatur und Zahnschmerzen. Unter CMD leidende Personen haben häufig Schwierigkeiten, ihren Mund etwas weiter zu öffnen. Auch Zähneknirschen tritt oftmals in Kombination mit einer Craniomandibulären Dysfunktion auf.

Je länger und stärker CMD-Symptome andauern, umso wahrscheinlicher treten weitere Symptome auf. Zähneknirschen führt allmählich zum Abrieb von Zahnschmelz. Mit der beständigen Muskelanspannung gehen Schmerzen einher, die nicht nur die Kaumuskulatur, sondern zusätzlich die Wangen und Schläfen betreffen. Vom Kiefergelenk ausgehend kann es zu Kopfschmerzen, Schulter-Nacken-Problemen und Rückenschmerzen kommen. Selbst Knieschmerzen und Verdauungsprobleme haben möglicherweise ihre Ursache in CMD. Aber wie entsteht überhaupt eine Craniomandibuläre Dysfunktion? Als häufigste Ursachen sind Grunderkrankungen, psychische Faktoren sowie Zahn- und Kiefererkrankungen zu nennen. Auslöser für die Fehlfunktion kann ein einzelner Faktor wie ein Zahnverlust oder Stress sein. In Frage kommt zudem die Beteiligung mehrerer Faktoren wie beispielsweise eine Kieferfehlstellung plus Stress und/oder Rheuma.

CMD erfolgreich behandeln

Warum sollten Sie CMD behandeln lassen? Wie bereits erwähnt, stellen sich nach und nach Folgeerkrankungen ein, die sich bei rechtzeitiger Therapie gar nicht erst entwickeln können. Davon abgesehen ist der Alltag für jeden Menschen angenehmer, wenn keine Schmerzen auftreten und die Muskulatur entspannt ist. Abhängig von der oder den Ursachen für die bestehende CMD sind verschiedene Arten der Behandlung möglich und nötig. Die erste Anlaufstelle für Betroffene ist üblicherweise der Zahnarzt oder der Kieferorthopäde. In der gewählten Praxis geht es zunächst darum, Triggerpunkte mithilfe einer manuellen Funktionsanalyse zu finden. Für die eigentliche Diagnose kommen vorzugsweise dreidimensionale Darstellungen der Kiefer und der Kaumuskulatur zum Einsatz. Diese zeigen insbesondere auf, ob es sich um eine Fehlstellung handelt. Der behandelnde Zahnarzt oder Kieferorthopäde verschreibt eine Spange oder Schiene, die regelmäßig nach Verordnung zu tragen ist. Die Aufbiss-Schiene oder Okklusionsschiene ist für viele CMD-Patienten die passende Therapieform. Allerdings ist es wichtig, stets die Kontrolltermine wahrzunehmen, um den Behandlungserfolg nicht zu gefährden: Es ist unerlässlich, die Schiene in regelmäßigen Abständen zu korrigieren. In jedem Fall ist es zweckmäßig, die Schienentherapie um individuell angepasste Physiotherapie zu ergänzen. Bei der Craniomandibulären Dysfunktion kommt vorrangig die Kiefergelenkstherapie in Betracht. Sehr gute Behandlungserfolge lassen sich erzielen, wenn der Zahnarzt und der Physiotherapeut zusammenarbeiten.

Wie funktioniert die Kiefergelenkstherapie?

Die Kiefergelenkstherapie sieht eine Behandlung der Fehlfunktionen und Schmerzen vor, die eine Craniomandibuläre Dysfunktion verursacht. Wie vor jeder anderen physiotherapeutischen Behandlung stehen zunächst eine eingehende Untersuchung und die Anamnese an. Die darauf basierende physiotherapeutische Befunderhebung umfasst eine Beurteilung der Muskulatur, der Gelenke, des Gewebes und der Haut. Eine Kiefergelenkstherapie berücksichtigt zumeist drei Kategorien: Schmerzlinderung, Entspannung und Mobilisierung. Für die Linderung der Schmerzen nutzen Physiotherapeuten Wärme, Kälte oder Elektrotherapie. Als aktive und passive Entspannungstechniken sind unter anderem Massagen und mentales Training zu nennen. Die Mobilisierung des Kieferapparates gelingt vorzugsweise mit Übungen für koordinierte Kieferbewegungen. Einer gut umsetzbaren Anleitung für Eigenübungen zwecks Kiefergelenkstherapie kommt besondere Bedeutung zu.

Ziel der Kiefergelenkstherapie muss es sein, dass Sie als CMD-Patient wieder problemlos den Kiefer bewegen können. Aus diesem Grund berücksichtigen die Behandlungsmethoden dieser Art Haltungskorrekturen, Entlastung der Kiefergelenke und deren Stabilisierung. In Fällen, in denen zusätzlich Halswirbel betroffen sind, ist die Mobilität der Halswirbelsäule eine weitere Aufgabe der Physiotherapie. Um die betroffene Muskulatur und die Gelenke auf Übungen vorzubereiten und bestehende Schmerzen zu lindern, kommt die Wärmetherapie in Betracht. Eine gute Möglichkeit, Verspannungen zu lösen und Gewebe zu stimulieren, bieten Massagen und Selbstmassagen: Druck, Verschiebungen und Zug wirken Verhärtungen und Verklebungen entgegen. Vorsichtige Dehntechniken sind – ebenso wie Tape-Behandlungen – möglich. Häufig ist die manuelle Therapie die richtige Variante, um eine Craniomandibuläre Dysfunktion zu behandeln. Letztlich gibt stets der anfangs festgestellte Befund vor, welche Therapieform oder Therapieformen potenziell erfolgreich sind. Vor jeglicher Behandlung oder Anwendung erläutert der Therapeut Ihnen als Patienten, was mit Ihnen geschieht. Sofern bei Übungen Ihre Mithilfe gefordert ist, erfahren Sie genau, welche Haltungen und Bewegungen notwendig sind. Für eine erfolgreiche Therapie spielen daher Einfühlungsvermögen und Vertrauen eine bedeutsame Rolle.

Manuelle Therapie: 3 Kiefergelenksübungen

In der Manuellen Therapie gibt es mehrere Übungen, die für die Behandlung von CMD in Betracht kommen. Insbesondere handelt es sich um Übungen, die auf die Kräftigung und Dehnung des Kiefers abzielen. Nachstehend sind beispielhaft drei mögliche Übungen der Kategorie Kiefergelenkstherapie aufgeführt, die Sie auch eigenständig ohne physiotherapeutische Begleitung umsetzen können.

  1. Übung zur Kieferentspannung

Sie sitzen aufrecht auf einem Stuhl und legen Ihre Hände bei leicht angewinkelten Armen locker auf einen Tisch. Damit Sie sich besser auf den Kiefer konzentrieren können, schließen Sie die Augen. Versuchen Sie nun, ruhig und gleichmäßig zu atmen. Je entspannter Sie sind, umso besser sind die Bedingungen, Verspannungen zu lösen. Beginnen Sie, den Mund zu öffnen und zu schließen. Anfangs ist die Öffnung sehr klein und wird immer größer. Die Bewegungen sollten möglichst fließend und ohne Anstrengung erfolgen.

  1. Übung zum Kieferwiderstand

Nehmen Sie aufrecht sitzend Platz oder stehen Sie locker und gerade. Die rechte Hand liegt auf der rechten Wange, und Sie drücken langsam fünfmal das Kinn gegen diesen Widerstand für jeweils zehn Sekunden. Verfahren Sie mit der linken Hand und der linken Wange ebenso. Nach und nach können Sie die Zahl der Durchgänge für diese Übung steigern.

  1. Übung zur Entspannung der Halsmuskulatur

Sie liegen ruhig und gleichmäßig atmend mit ausgestreckten Beinen auf dem Rücken. Eine Hand liegt vorne leicht auf dem Hals auf. Mit der anderen Hand greifen Sie unterhalb des Hinterkopfknochens sanft den Nacken. Konzentrieren Sie sich nun mit geschlossenen Augen auf die Halsmuskulatur, die Sie unter der vorderen Hand spüren. Sobald Sie spüren, dass eine Bewegung in die eine oder andere Richtung richtig wäre, geben Sie diesem Gefühl nach: Bewegen Sie die Hände minimal in die wahrgenommene Richtung. Bevor Ihre Hände abermals einer vorgegebenen Richtung folgen, sollte eine Entspannung zu spüren sein.

Fazit zur CMD

Es gibt eindeutigere Krankheitsbilder als das der Craniomandibulären Dysfunktion. Deshalb leiden viele Patienten bereits länger unter verschiedenartigen Schmerzen und Verspannungen, bis behandelnde Ärzte schließlich die Diagnose CMD stellen. Die Gründe für die Entstehung dieser Erkrankung sind sehr unterschiedlich, und möglicherweise spielen gleich mehrere Faktoren eine Rolle hierbei. Der erste Weg eines CMD-Patienten führt zumeist zum Zahnarzt, der mithilfe modernster Technik eine Craniomandibuläre Dysfunktion feststellen kann. Die in den meisten Fällen verschriebene Okklusionsschiene ist um eine physiotherapeutische Behandlung zu ergänzen, um rascher eine Besserung der Beschwerden zu bewirken.

Eure Anja Schütte 

Leave a reply